Pressemeldung vom 29. März 2012

Sensationeller Wildbienenfund im Biosphärenreservat

Aufruf zur Mitarbeit – Suche nach auffälligen Nestern

Bei Schmetterlingserfassungen im Bliesgau gelang den beiden Delattinia-Mitgliedern Maren Bergmann und Rainer Ulrich ein sensationeller Fund: Sie entdeckten eine Wildbienenart, die in Mitteleuropa nur noch an sechs Stellen vorkommt. Es handelt sich um die vom Aussterben bedrohte „Schwarze Mörtelbiene“. Mit 90 nachgewiesenen Nestern ist diese Population im zentralen Bliesgau ungewöhnlich groß – und somit europaweit bedeutend. Das neu entdeckte Vorkommen im Bliesgau ist der nördlichste Fundort der Art weltweit. In Deutschland gibt es die Mörtelbiene sonst nur noch in Baden-Württemberg.
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Die weiblichen Mörtelbienen schillern wunderschön metallisch. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt.(Bildautor: Rainer Ulrich)

Die Mörtelbiene ist als mediterrane Art sehr hitzeliebend. Sie bewohnt nur Standorte, die im Sommer durch Sonneneinstrahlung sehr heiß werden und im Frühjahr ein sehr hohes Blütenangebot in unmittelbarer Umgebung der Nester besitzen. Typische Lebensräume sind Trockenhänge mit Felsen, offen gelassene Steinbrüche und Kiesgruben, selten auch Siedlungsbereiche.

Die Bienen fliegen von Ende April bis Mitte Juni. Die schönen Weibchen schillern grün-schwarz. Viel auffallender als die Tiere selbst sind ihre Nester, die nur von den Weibchen gebaut werden. Als Baumaterial dienen den Bienen selbst hergestellter Mörtel (aus trockenem Gesteinsgrus oder Sand, der mit Speichel und Nektar durchfeuchtet wird) und Steinchen. Die auffallenden großen Nester werden an Mauern, Hauswänden, Felsen und Findlingen gebaut. Sie werden hart wie Mörtel bzw. Beton - daher auch der Name.
Die Nester sehen aus wie Mörtelklumpen bzw. Lehmballen. Sie können bis etwa Handteller groß werden und besitzen die Form (und die Größe) eines halben Hühnereis bzw. einer Halbkugel. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Es ähnelt dann einer „See-Pocke“.

Der Pollenbedarf der Mörtelbienen für den Nestbau ist extrem hoch. Allein für ein einziges Nest mit etwa 10 Brutzellen muss das Weibchen zum Beispiel Pollen aus rund 30.000 (!) Einzelblüten sammeln. Um eine Population mit nur 10 Weibchen dauerhaft zu erhalten, sind somit über 1000 blühende Pflanzen (vor allem Esparsette und Hornklee) in der Umgebung der Nester nötig. Die Weibchen sammeln bis zu 300 m weit entfernt vom Nest. Daher muss auch die „Materialentnahmestelle“, also eine bunte Blumenwiese, in der Nähe des Nistplatzes liegen.

Womöglich gibt es an heißen Standorten, vor allem im Bliesgau, noch weitere Vorkommen. Denn von irgendwoher aus der näheren Umgebung muss die große Brutkolonie im zentralen Bliesgau ja gekommen sein…
Deshalb wenden wir uns an Sie mit der Bitte um Mithilfe! Wenn Sie die auffallenden Nester irgendwo im Saarland gesehen haben, wenden Sie sich bitte an uns. Wir nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf.
Hinweise auf die Art deshalb bitte an Anita Naumann vom Biosphärenzweckverband Bliesgau (Tel.:06842-96009-16, Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).

Im Voraus schon vielen Dank für Ihre Hilfe.


Infokasten:
Der Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes DELATTINIA gehören derzeit 330 Mitglieder an. Das sind fast allesamt Personen, die ehrenamtlich Pflanzen und Tiere im Saarland wissenschaftlich erforschen. Insgesamt sind die Naturforscher in 16 verschiedenen Arbeitskreisen aktiv. Die DELATTINIA hat ihren Sitz im Zechengebäude des Bergwerks Reden im Kreis Neunkirchen. Sie bietet dort monatlich Vorträge zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt an. Auch die im Zechengebäude neu eingerichtete riesige Bibliothek sowie die umfangreichen Sammlungen (z. B. mit über 2 Millionen Schmetterlingen) können von allen Interessierten unentgeltlich genutzt werden. Ausführlich informiert die Web-Seite www.delattinia.de über die Gesellschaft und die Pflanzen- und Tierwelt im Saarland.

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Die Nester an der Wand sehen aus wie Mörtelklumpen. Sie sind etwa Handteller groß und besitzen häufig die Form (und die Größe) eines halben Hühnereis.(Bildautor: Rainer Ulrich)

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