Pressemeldung vom 24. Juni 2010

„Fliegende Welt“ im Biosphärenreservat Bliesgau

Wer in dieser Jahreszeit in den Auen und Auwäldern der Blies unterwegs ist, kann nicht nur dem bekannten Storch begegnen, es gibt noch bedeutend mehr zu entdecken.

Schachbrett
Schachbrett

Dazu gehört zum Beispiel der Eisvogel, der trotz seiner auffälligen Färbung nur selten zu sehen ist. In den letzten beiden Jahren hat er zwar durch die harten Winter starke Bestandseinbußen hinnehmen müssen, sein hoher durchdringender Ruf ist jedoch immer noch an der Blies zu hören. Hier gräbt er sich an steilen Ufern seine Bruthöhle, wo das Weibchen meist in zwei Bruten 6-8 Eier legt. Diese  hohe Fortpflanzungsrate kann Verluste durch harte Winter so innerhalb weniger Jahre wieder ausgleichen.

Die Blies und ihre Nebengewässer stellen jedoch nicht nur für den Eisvogel einen wichtigen Lebensraum dar. Jetzt im Sommer kann man einer Vielzahl von Libellen begegnen.  Besonders auffällig sind die Prachtlibellen wie die Calopteryx virgo, die Blauflügel-Prachtlibelle.  Daneben gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer Libellenarten z.B.  die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia), die nach der letzten Roten Liste Deutschland als „stark gefährdet“ gelistet wird und auch nach EU-Recht besonders geschützt ist.  Ihre Bestände scheinen sich jedoch in den letzten Jahren nicht nur im Saarland zu erholen.  Verwechslungsgefahr besteht unter anderem mit der Gemeinen Flußjungfer (Gomphus vulgatissimus), die ebenfalls im Gebiet vorkommt.
Während Arten an den Gewässern von der verbesserten Wasserqualität in den letzten Jahren profitiert haben, sind andere in ihrem Bestand durch eine Änderung der Landnutzung gefährdet.  Die Heidelerche kommt im Bliesgau vor allem auf den Streuobstwiesen vor, sie nutzt die Bäume als Sitzwarte, benötigt aber auch die niedrige Vegetation zur Nahrungssuche. Die Grauammer hat in Deutschland seit den 70er Jahren mit starken Bestandeseinbußen zu kämpfen, was wahrscheinlich vorrangig auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückgeht. Im Bliesgau ist sie jedoch noch verbreitet, da hier noch extensiv genutzte Wiesen vorherrschen.
Die strukturreichen Offenlandschaften des Bliesgau sind auch wichtiger Lebensraum für den Rotmilan. In Deutschland brüten ca. 60 % des gesamten Bestandes, weshalb für den Erhalt der Art auch eine große Verantwortlichkeit besteht.  Der nahe verwandte Schwarzmilan ist etwas kleiner, jedoch sehr viel weiter verbreitet als der Rotmilan. Beide können bei Reinheim gut beobachtet werden.
Die oben erwähnten Offenlandschaften, die Wiesen und Kalk-Magerrasen sind ebenfalls ein wichtiger Lebensraum für viele Schmetterlingsarten. Nicht nur für die seltenen Arten, sondern auch für die häufigen, die jetzt im Sommer geradezu massenweise auftreten wie das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) oder auch das unverwechselbare Schachbrett (Melanargia galathea).  Da die Raupen dieser Arten verschiedene Gräser fressen, machen sich die Weibchen nicht wie viele andere Schmetterlingsarten die Mühe, die Eier an einer Futterpflanze abzulegen, sondern lassen sie einfach einzeln auf den Boden fallen.
Für viele kurios ist auch das Verhalten einiger Bläulingsarten: Bei einigen Arten sondern die Raupen Duftstoffe oder Sekrete ab um Ameisen anzulocken.  Bei den Ameisenbläulingen lassen sie sich von diesen ins Nest transportieren und ernähren sich dort von deren Eiern und Larven.
Großes Ochsenauge
Großes Ochsenauge

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