Auf der Suche nach den Glücksbringern im Biosphärenreservat Bliesgau


Schwalben galten früher als Sommerboten und sogar als Glücksbringer. Betrachtet man jedoch heute ihre sinkenden Bestandszahlen scheinen die quirrligen Vögel eher wie vom Glück verlassen. Da die Gründe dafür maßgeblich vom Menschen geschaffen sind, sind die geselligen Vögel auf unsere Hilfe angewiesen. Während meines Praktikums beim Biosphärenzweckverband Bliesgau kam ich mit dem Projekt "E-Mail statt Brief" der Allianz Versicherung in Kontakt. Für jeden Kunden, der von Briefverkehr auf elektronischen Datenverkehr umsteigt, spendet die Versicherungsagentur 5 Euro an eines von 18 deutschlandweiten Naturschutzprojekten. Hierzu zählt unter anderem ein Projekt im Bliesgau, das dem Schutz von Gebäudebrütern dienen soll. So werden beispielsweise Nisthilfen oder Kotbretter bezahlt und an geeigneten Stellen angebracht.

Verena
Praktikantin Verena und eines ihrer Zielobjekte: die Mehlschwalbe 

Dieses Projekt warf die Frage auf, wie es denn eigentlich um die Schwalbenpopulation in unserer Region steht. Zur Lösung dieser Frage bestand meine Hauptaufgabe während des Praktikums darin, den Bestand der Mehl- und Rauchschwalben im Biosphärenreservat Bliesgau zu erfassen. Da ich in der relativ kurzen Zeit nicht alle zugehörigen Ortschaften kartieren konnte, wurden verschiedene Orte im Biosphärenreservat stichprobenmäßig ausgewählt und systematisch kartiert. Das bedeutet, dass ich jedes einzelne Haus auf Schwalbennester absuchen musste. Das hörte sich erstmal nach einem großen Zeitaufwand an...und das war es auch. Da ich diese Arbeitsweise jedoch von meinem Studium bereits kenne, konnte mich dieser Gedanke nicht aus der Ruhe bringen.

Ende April, mit der Ankunft der Schwalben, ging es dann schließlich los mit der Freilandarbeit. Auf meinen Streifzügen durch die Ortschaften des Bliesgaus wurde mir die Schönheit unserer Heimat immer wieder aufs Neue bewusst. Da man mit Klemmbrett in der Hand und Fernglas um den Hals in jedem Ort sofort auffällt, kam ich mit dem ein oder anderen neugierigen Anwohner ins Gespräch. Die interessanten und teils sehr lustigen Gespräche führten jedoch meist zur gleichen Aussage: "Früher gab es hier viel mehr Schwalben als heute". Und damit dürften sie wohl richtig liegen. Bei meinen Kartierungen wurde schnell klar, dass zwar einige Häuser Spuren von zum Teil großen Kolonien aufweisen aber nur ein geringer Bruchteil der vorgefundenen Nester tatsächlich besetzt war. Früher gab es auf dem Land viel mehr kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Nach und nach geben immer mehr Bauern ihre Viehhaltung auf, wodurch die Ställe nicht weiter genutzt und verschlossen werden. Somit gehen für Rauch- und Mehlschwalbe wichtige Lebensgrundlagen, wie Nahrung und Nistmaterial verloren. Auch der Einsatz von Insektiziden und die anhaltende Flächenversiegelung machen es den Schwalben zunehmend schwerer. Wie ich in manchen Gesprächen feststellen konnte, ist aber auch die Unwissenheit in der Bevölkerung ein Problem. Viele wissen nicht, dass sie Mehlschwalbennester an ihrem Haus haben oder entfernen diese, weil die Vögel ihnen zu viel Dreck machen. Dabei ist das Entfernen der Nester streng verboten.

Umso erfeulicher war es für mich engagierte Schwalbenschützer kennenzulernen und Häuser vorzufinden, an denen Nisthilfen für Schwalben angebracht sind. Mein persönliches Highlight war die Begegnung mit einem Bauern, der mich freundlicherweise in seinen Stall mitnahm. Darin befand sich die größte Rauchschwalben-Kolonie, die ich während meinen Kartierungen angetroffen habe. An diesem Tag war ich bereits eine ganze Weile erfolglos unterwegs, um Schwalben zu suchen. In dem Moment während wir dort im Stall standen, dicht neben neugeborenen Kälbchen und den umher fliegenden Rauchschwalben, dachte ich mir: "Kein Wunder, dass man Schwalben als Glücksbringer bezeichnet..."

Verena Nagel, Praktikantin 2018

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