Wandern im Frühjahr – auch für Amphibien essentiell

Sicherlich kommt Ihnen diese Situation bekannt vor: Sie fahren in der Dämmerung über eine Landstraße, die an eine Wiese oder ein Waldstück angrenzt. Plötzlich sehen Sie vor sich auf der Straße viele Kröten, fast nicht vom nassen Laub zu unterscheiden, die versuchen über die Straße auf die andere Seite zu gelangen. Doch warum tun sie das?

Kroeten
Die Männchen lassen sich oftmals auf dem Rücken der Weibchen zum Laichgewässer transportieren.

Die Gründe für die Wanderung liegen in der Fortpflanzung der Amphibien. Die Kröten suchen hierzu den Tümpel auf, an dem sie selbst geschlüpft sind, und wo sie geeignete Lebens- und Wachstumsbedingungen vorgefunden haben. Damit gehören die Tiere zu den ortsgebundenen Amphibien. Der Weg zur Laichstelle wird mithilfe eines speziellen Organs im Gehirn gefunden. Ganz einfach formuliert verfügen Erdkröten also über ein integriertes Navigationssystem. Deswegen ziehen die Tiere querbeet durch Wälder, Wiesen, Wohngebiete und Verkehrswege. Die Tiere suchen sich nur dann ein alternatives Gewässer, wenn das Gewässer, an dem eine Kröte aufgewachsen ist, ausgetrocknet ist oder der Weg dorthin verbaut wurde. 

Doch warum ausgerechnet im Frühling?
Der Frühling ist die ideale Jahreszeit für die Krötenwanderung: Sobald die Amphibien das Winterquartier verlassen, zieht es sie zum Laichen – das heißt, sie legen ihre Eier ab, aus denen später Kaulquappen schlüpfen. Interessant ist dabei, dass die Reise stets von Hunderten von Tieren gleichzeitig vollzogen wird. Dafür gibt es auch eine Erklärung: So gelingt es den Feinden nicht, alle Eier aufzufressen und der Nachwuchs kann gesichert werden. Der Frühling ist auch deshalb geeignet, weil die frisch geschlüpften Kröten somit lange genug Zeit haben, Kräfte für den Winter zu sammeln.

Doch auch wenn das Ganze „gut durchdacht“ scheint, bergen diese Wanderungen große Gefahren für die Tiere:
Wandernde Amphibien müssen vielerorts Straßen überqueren, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen. Der Neubau von Straßen, insbesondere von Ortsumgehungsstraßen, führt oftmals durch bislang unzerschnittene Amphibienlebensräume. Aber auch die Verkehrszunahme auf ehemals gering befahrenen Straßen hat meist eine große Zahl überfahrener Amphibien zur Folge. 

Untersuchungen haben ergeben, dass schon bei einer Verkehrsdichte von 60 Autos pro Stunde 90 Prozent der wandernden Amphibien überfahren werden. Das gilt insbesondere für Feuersalamander (Salamandra salamandra), Grasfrosch (Rana temporaria), Springfrosch (Rana dalmatina) und Erdkröte (Bufo bufo). Neben dem direkten Tod durch Überfahren geht von Straßen auch eine Trennwirkung für Amphibien und andere bodenbewohnende Kleintiere aus. Bordsteinkanten stellen zusätzliche Hindernisse dar und Gullys sowie andere Straßenentwässerungsanlagen sind oft tödliche Fallen.

Sogenannte Krötenzäune stellen provisorische Schutzanlagen dar, um nicht nur Kröten sondern alle wandernden Amphibien auf ihrer Wanderung zu schützen. Bei den Zäunen handelt es sich meist um ca. 50 cm hohe undurchsichtige Kunststofffolien, die parallel zur Straße aufgebaut werden. Auf der Anwanderungsseite sind in regelmäßigen Abständen Fangeimer ebenerdig eingegraben. Der Krötenzaun wird von den wandernden Amphibien als Wanderhindernis wahrgenommen. Beim Versuch das vermeintliche Hindernis zu umgehen, fallen die Amphibien in die Fangeimer. Die gefangenen Amphibien werden registriert (Anzahl, Art, Geschlecht) und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder ausgesetzt.

Zur Betreuung eines Krötenzauns ist mindestens zweimal täglich eine Kontrolle mit Leerung der Fangeimer notwendig. Neben dem Schutz der Amphibien bilden die gesammelten Daten auch die Grundlage für die mögliche Planung einer dauerhaften Schutzanlage (Krötentunnel). Wegen des hohen Betreuungsaufwands werden Krötenzäune meist nur im Frühjahr zur Hauptwanderung betrieben. Die Rückwanderung der Amphibien und auch die Abwanderung der Jungtiere werden dabei nicht geschützt.

Nun stellt man sich natürlich die Frage: Was kann ich selbst aktiv tun, wenn ich den Tieren helfen möchte?

Es gibt mehrere Krötenzäune im Saarland, die regelmäßig im Frühjahr betreut werden. Wenn Sie sich für die nächste Saison als Helfer melden wollen, können Sie dies unter folgenden Nummern tun:

NABU-Ortsgruppe St. Ingbert
Telefon: 0 68 94/5 90 80 08
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Wega Kling
NABU-Ortsgruppe Saarbrücken
Telefon: 0 68 97/8 81 26
E-mail: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.;


Jürgen Wiesmeier 
NABU-Ortsgruppe Heckendalheim
Telefon: 0 68 03/22 41


Ute Fugmann
BUND
Tabaksweiher St. Arnual
Telefon: 06 81/4 13 24
E-Mail: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.


Daniel Dörr
Landesamt für Umweltschutz
Telefon: 06 81/85 00 11 97

Meldung vom 07.03.2018

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